Warum ich trotz Reaktorunglück in Fukushima nach Japan geflogen bin!

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,,Wieso hast du dich entschieden, nach Japan zu gehen?

Die Frage höre ich öfters. Und dann frage ich mich öfters: Ja, wie war das damals eigentlich?

Es war im Sommer 2010, als ich zu meiner Professorin in die Sprechstunde ging, um mit ihr meinen weiteren Studienverlauf zu besprechen und sie darauf vorzubereiten, dass meine Abschlussarbeit kurz bevor stehen würde.

Daraufhin fragte sie mich, ob ich nicht vorhätte, für ein oder zwei Semester nach Japan zu gehen, ehe ich mein Studium beende. Nach einer gescheiterten Bewerbung um ein Auslandssemester im vorangegangenen Jahr hatte ich daran keinen Gedanken mehr verschwendet.

Als mir meine Professorin jedoch eindringlich riet noch einmal darüber nachzudenken und mir mit einem Augenzwinkern versicherte, dass es dieses Mal sicherlich klappen würde, bewarb ich mich und wurde angenommen.

Die Universität zu Köln hatte damals meist ca. vier oder fünf Plätze für Studenten frei, die an japanische Universitäten gehen wolten. Natürlich viel zu wenige, um dem Andrang gerecht zu werden. Umso glücklicher war ich, dass es dann doch geklappt hat.

 

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Ich ging an eine Uni in Chiba (千葉), einer Präfektur Südöstlich von Tōkyō (東京). Akribisch plante ich alles und bereitete mich eingehend auf mein bevorstehendes Auslandssemester vor. Doch dann kam der 11. März 2011 und alles wurde schlagartig anders.

 

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Eine Woche vor meinem Abflug passierte es: das große Tohoku-Erdbeben und das Reaktorunglück von Fukushima.

Da zu diesem Zeitpunkt viele meiner Freunde in Japan waren, galt meine erste Sorge natürlich ihnen. Erst im zweiten Gedankengang überlegte ich mir, welche Konsequenzen das Ganze für mich haben würde – immerhin sollte ich ein paar Tage später nach Japan fliegen. Das Urlaubssemester war eingereicht. Der Job gekündigt. Und einfach ALLES war darauf ausgelegt die folgenden 6 Monate am anderen Ende der Welt zu verbringen. Doch mit einem Mal – von jetzt auf gleich – war das alles nicht mehr so sicher.

Viel schlimmer als die Verwüstungen im Land, bereitete mir die Strahlengefahr Sorgen. Während die Medien in Deutschland komplett verrückt spielten, fragte ich mich damals irgendwann: Wie sieht die aktuelle Situation eigentlich wirklich aus?

Abgesehen von meiner eigenen Situation stellte ich mir aber auch die Frage: muss ich wirklich JETZT nach Japan fliegen, wo das Land doch ganz andere Probleme hat? Bin ich jetzt gerade nicht sogar eine Belastung für die Uni, die womöglich selbst beschädigt wurde, auch wenn sie eigentlich weit genug vom Epizentrum des Erdbebens entfernt liegt?

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So viele Fragen drängten sich mir auf. Doch ich beschloss, trotzdem zu fliegen. Immerhin würde ich keine Antworten erhalten, wenn ich Zuhause rumsitzen würde.

Ich flog jedoch eine Woche später als ursprünglich geplant, damit sich die Situation etwas entspannen konnte und die Uni Zeit hatte, sich um andere Dinge zu kümmern.

Darüber hinaus flog ich zunächst einmal nach Osaka, anstatt nach Tokio, um mir ein Bild über die Situation in anderen Gebieten des Landes zu machen. Die schnelle Erkenntnis: in der Kansai-Region merkte man nichts von dem Chaos, das das Erdbeben oder das Reaktorunglück im Osten des Landes angerichtet hatten. Es war eigentlich nicht präsent.

Während man auch in den japanischen Medien nichts über das Reaktorunglück, das mich immer noch sehr beunruhigte, mitbekam, behielt ich die ausländischen Medien im Blick. Hier sah die Sache ganz anders aus. Auch mehrere Wochen später berichtete man immer noch über die ,,aktuelle Situation“ in Japan. Auch wenn die ausländischen Medien keinerlei neue Erkenntnisse liefern konnten und eher Panik schürten, als beruhigend wirkten, was dies auf der anderen Seite ein erster Hinweis darauf, wie man damals beschloss, in Japan mit der Situation umzugehen.

Eine Woche nach meiner Ankunft – nachdem es immer noch keinerlei neue Erkenntnisse zur aktuellen Situation gab – beschloss ich, nach Tokio zu reisen und um mein Auslandssemester anzutreten. Eine der besten Entscheidungen meines Lebens, wie sich später zeigen würde.

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… bin ich also doch geflogen, obwohl ich zu Beginn so viele Zweifel hatte. Natürlich hab ich mich intensiv mit den jeweiligen Strahlenwerten und den Sicherheitsvorkehrungen auseinandergesetzt. Habe nur Lebensmittel aus nicht-betroffenen Regionen gekauft und mich mit vielen Einheimischen unterhalten.

Ihre entgegengebrachte Dankbarkeit und ihre Freundlichkeit darüber, dass trotzdem weiterhin Ausländer ins Land kamen, haben mich sehr bewegt. Es war – trotz allem – eine großartige Zeit und ich würde es jederzeit wieder genauso machen.

Heute scheinen das Reaktorunglück wie vergessen. Mehr und mehr Menschen reisen nach Japan und die Tourismusbranche scheint sich erholt zu haben. Dennoch ist das havarierte Kernkraftwerk real und meiner Meinung nach sollte man die Strahlenwerte dennoch im Auge behalten. Wer sich jedoch intensiv mit den jeweiligen Messwerten auseinandersetzt und über die jeweiligen Regionen recherchiert, wird feststellen, dass er ggf. nur bestimmte Regionen meiden sollte.

Ein weiterer Punkt, der mir damals sehr weitergeholfen hat, ist: Bevor die Angst und die Panik über die Strahlenwerte allzu groß wird, empfehle ich dir, dich mit den Messwerten im eigenen Land auseinanderzusetzen. Ironischerweise können wir nämlich in unmittelbarer Nähe zu einem (maroden) Kernkraftwerk (bspw. in Belgien oder Frankreich) wohnen und prangern trotzdem immer nur die Probleme in anderen Ländern an.

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Warum ich trotz Fukushima-Unglück nach Japan geflogen bin! #japan #fukushima #auslandssemester

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2 Kommentare zu „Warum ich trotz Reaktorunglück in Fukushima nach Japan geflogen bin!“

  1. Da hätten wir uns fast getroffen – wir waren noch vier Tage vor dem Tsunami in Tokio. Bei unserer Japan-Reise 2015 war das auch die häufigste Reaktion: Was, nach Japan? Und die Strahlung?? Ich gestehe, wir haben das Thema bei der Reisevorbereitung weitgehend ignoriert, waren ja auch vor allem westlich von Tokio unterwegs. In Tohoku wird das sicherlich anders sein; hast du irgendwelche Infoquellen, die du da weiterempfehlen könntest?

    LG, Jenny

  2. Pingback: Reisevorbereitungen für Japan - Kulturtänzer

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