Ein Besuch im Yasukuni-Schrein – Tolle Anlage mit umstrittener Funktion

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Bei meinem letzten Besuch in Tōkyō bin ich eher zufällig auf den Yasukuni-Schrein aufmerksam geworden. Obwohl er nicht gerade zu den kleinsten Schrein-Komplexen der Stadt gehört, hatte ich vorher noch nie etwas von ihm gehört. Grund genug, um ihn dir in diesem Artikel ein wenig näherzubringen.

Eigentlich ist der Meiji-Schrein ja mein allerliebster Lieblingsschrein in der japanischen Hauptstadt, aber den Yasukuni-Schrein fand ich ebenfalls sehr bemerkenswert und beeindruckend.

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Der Yasukuni-Schrein (靖國神社, Yasukuni-jinja; etwa „Schrein des friedlichen Landes“) ist ein Shintō-Schrein in Tōkyō. Hier wird Militärangehörigen gedacht, die während der Meiji-Restauration gefallen sind. Inkludiert sind hier diejenigen, die auf der Seite der kaiserlichen Armee standen, sowie die in den Tokioter Prozessen verurteilten Kriegsverbrecher. Aus diesem Grund ist der Schrein auch sehr stark umstritten.

Außerdem gedenkt man hier auch den Gefallenen aller Nationen, einschließlich der Kriegsgegner.

Lässt man die religiöse und politische Komponente einmal weg, handelt es sich hierbei um ein wunderschönes Schrein-Areal, das auch viele Einheimische anzieht.

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Der Yasukuni-Schrein gehört darüber hinaus zu den Chokusaisha (勅祭社, oder 勅使参向の神社, chokushi sankō no jinja).

Das sind Shintō-Schreine, die ein Anrecht auf einen Abgesandten des Tennō (japanischer Kaiser), sogenannte Chokushi (勅使), haben. Diese lassen sich unterschiedlich häufig im Jahr zu besonders wichtigen Festen blicken. Den Schrein selbst macht das nicht nur zu etwas besonderem, sondern ist auch noch eine besondere Ehre, denn der Tennō galt einst als Abkömmling der Sonnengottheit Amaterasu.

Ein Besuch von ihm (in persona, oder in Gestalt seiner Gesandten) kommt damit, überspitzt ausgedrückt, einem Besuch der Göttin gleich.

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Der Yasukuni-Schrein blickt noch auf eine gar nicht soooo alte Geschichte zurück, denn er wurde erst 1869 errichtet. Damals trug er noch den Namen Tōkyō Shōkonsha (東京招魂社), was so viel bedeutet wie: Tōkyōter Schrein zur Herbeirufung der Totengeister. Denn im Schrein sollten allen (Kriegs-)Gefallenen als kami (), also als Götter, und „Heldenseelen“ (英霊, eirei) gedacht werden, die auf kaiserlicher Seite gekämpft hatten.

Erst später wurde dies erweitert, sodass auch Toten aus anderen Konflikten gedacht werden durften.

Im Jahr 1879 wurde der Schrein zum Bekkaku kanpeisha (Regierungsschrein mit Sonderstatus) deklariert und in Yasukuni-Schrein (靖国神社) umbenannt. Darüber hinaus unterstellte man ihn der Verwaltung des Innen-, Heeres- und Marineministerium und somit einem politischen und nicht religiösen System.

Dieser Tatsache ist es wohl auch geschuldet, dass ab 1904 Kriegserklärungen und Friedensabkommen rituell auch den Toten am Yasukuni-Schrein verlesen wurden. Darüber hinaus wurden im Laufe der Zeit diverse militärische Veranstaltungen vor seiner Kulisse durchgeführt.

Erst durch die Trennung von Staat und Religion wurde der Staats-Shintō abgeschafft, wodurch der Schrein entweder säkularisiert oder aus staatlicher Trägerschaft entlassen werden musste. Der Yasukuni-Schrein wurde aus staatlicher Trägerschaft entlassen und wurde dadurch unabhängig.

Heute besuchen rund sechs Millionen Japaner den Schrein jährlich. Bei den Besuchern handelt es sich vornehmlich um hinterbliebene Angehörige oder einflussreiche Veteranenverbände.

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Der Yasukuni-Schrein besteht aus einer Vielzahl von Gebäuden, die mich in ihrer Masse ehrlich gesagt ein wenig überfordern.

Der Haupteingang des Schreins ist, wie eigentlich jeder Shintō-Schrein in Japan, von einem Torii gesäumt. In diesem Fall handelt es sich um das erste Torii (第一鳥居, dai-ichi torii) aus Stahl, welches auch Großes Torii (大鳥居, ōtorii) genannt wird. Es ist mit seinen 25 Metern Höhe übrigens auch das höchste Torii Japans.

Danach passierst du den „Brunnen zur Beruhigung der Seelen“ (慰霊の泉, Irei no Izumi) und die Bronzestatue von Ōmura Masujirō (大村益次郎銅像, Ōmura Masujirō dōzō). Masujirō gilt als der Begründer der modernen Kaiserlich Japanischen Armee (大日本帝國陸軍, Dai-Nippon Teikoku Rikugun) und hat sich wohl sehr für den Yasukuni-Schrein eingesetzt.

Es folgen das Stein-Torii (石鳥居, Ishi Torii), das zweite Torii (第二鳥居, dai-ni torii), welches aus Bronze gefertigt wurde, und das Ōtemizusha (大手水舎), ein Brunnen in dem du deine Hände und deinen Mund reinigst, bevor du das eigentliche Schreingelände betrittst.

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Das eigentliche Hauptgelände betrittst du dann durch das Shimmon (神門), das sogenannte „Tor der kami“, ehe das dritte Torii, auch Mitteltor-Torii (中門鳥居, Chūmon Torii) genannt, folgt.

In der Gebetshalle (拝殿, haiden), auf die man als nächstes trifft, können die Besucher ihren Respekt erweisen und Geld spenden. Im nachfolgenden Hauptgebäude bzw. der Haupthalle (本殿, honden) werden die kami verehrt. Dahinter befindet sich die Reijibo Hōanden (霊璽簿奉安殿), ein Gebäude, in dem sich die Register mit den Namen aller im Schrein Verehrten befinden.

Darüber hinaus findest du hier noch das Südtor (南門, minami-mon), das Nordtor (北門, kita-mon), den Motomiya (元宮, „Ursprungsschrein“) und den Chinreisha (鎮霊社, dt. „Schrein zur Befriedung der Seelen“).
Der
Motomiya wurde eigentlich schon viel früher im Geheimen in Kyōto errichtet, um den Gefallenen zu ehren und galt somit eigentlich auch als Vorläufer des Yasukuni-Schreins. 1931 verlegte man ihn dann auf das Gelände des Schreins in Tōkyō.

Der Chinreisha wiederum liegt so versteckt, dass er vielen Besuchern unbekannt ist. Das liegt aber auch daran, dass er seit 1975 nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

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Ebenfalls Teil des Schreingeländes ist die Nō-Theater-Bühne (能楽堂, nōgakudō), welche 1881 im Shiba-Park errichtet und 1903 auf das Schreingelände verlegt wurde.

Auf dem Vorplatz findest du weitere Gebäude, wie die Versammlungshalle (参集殿, Sanshūden), die Empfangshalle (到着殿, Tōchakuden), sowie diverse Statuen, das Archiv (靖国偕行文庫, Yasukuni Kaikō Bunko), ein Sumō-Ring (相撲場, Sumō-ba) und – mein Lieblingsort – der Shinchi Teien (神池庭園), der Ziergarten des heiligen Teichs.

Der Garten samt Teich wurden in der frühen Meiji-Zeit angelegt. An den Teich grenzen der Teehäuser: senshintei (洗心亭, „Pavillon des gereinigten Herzens“), seisentei (靖泉亭, „Pavillon der friedlichen Quelle“) und kōuntei (行雲亭, „Pavillon der treibenden Wolken“).

Und dann gibt es sicherlich noch einige Bauwerke, die ich vergessen habe. ;)

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Auf dem Gelände findest du ebenfalls das Museum Yūshūkan (遊就館), welches 1882 eröffnet wurde. Ein Besuch ist jedoch mit Vorsicht zu genießen, denn die hier dargestellten Dinge entsprechen nicht wirklich der Wahrheit. Hier wird der Samurai idealisiert und als loyalen Diener gefeiert, der immer stets der Philosophie des Bushidō gefolgt ist.

Auch Oda Nobunaga, einer der drei Reichseiniger, wird als kaisertreu dargestellt, was er eher nicht war. Und so finden sich noch viele andere Dinge, die nicht der Wahrheit entsprechen, und Kriege werden ins falsche Licht gerückt. Neutrale Berichterstattung geht definitiv anders.

Mein Tipp: spar dir einen Besuch hier. Wenn du ein wirklich gutes Museum in Japan besuchen möchtest, das die Geschichte nicht beschönigt und dir knallhart die Wahrheit zeigt, dann solltest du unbedingt einen Besuch im Friedensmuseum in Hiroshima einplanen.

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Ansonsten verfügt der Yasukuni-Schrein über ein herrliches Schrein-Areal, in dem es viel zu entdecken gibt und den du bei deinem Tōkyō-Besuch nicht verpassen solltest. Und auch wenn seine Funktion umstritten ist und du dir einen Besuch im Museum auf jeden Fall sparen kannst, solltest du das Schreingelände als das sehen, was es ist: eine herrliche Oase im Großstadtdschungel Tōkyōs.

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