Hina matsuri in Japan – Das steckt hinter dem japanischen Mädchenfest und seinen Puppen

Hina matsuri in Japan – Das steckt hinter dem japanischen Mädchenfest und seinen Puppen

Das hina matsuri ist ein japanisches Fest, das am 3. März in Japan gefeiert wird und eine spannende Geschichte hat.

Vielleicht hast du die pompösen Puppen auch schon einmal gesehen und dich gefragt, was es damit auf sich hat. Vielleicht hast du aber auch noch nie von diesem Fest gehört. Deshalb findest du in diesem Artikel nun alles, was du über das hina matsuri wissen musst.

Über das hina matsuri

Das hina matsuri (雛祭り, wörtl. „Puppenfest“) wird in Deutschland auch „japanischer Mädchentag“ genannt und am 3. März gefeiert.

An diesem Tag betet man für die Gesundheit und die gute Zukunft junger Mädchen. Wenn ein Mädchen in eine Familie hineingeboren wird, ist es üblich, dass die Verwandten hina ningyo (避難人形, Hina-Puppen) anbieten. Diese Puppen werden dann jedes Jahr, am Tag des Festes in den Haushalten ausgestellt.

Die Ursprünge des hina matsuri

Die Geschichte der Hina-Puppen ist über 10 Jahrhunderte alt und ein wichtiger Teil der japanischen Kultur.

Die Wurzeln dieses Festes liegen im alten China, wo am 3. März ein Fest stattfand, das die Geister einladen sollte, sich zu reinigen und Unreinheiten zu beseitigen. Damit wurde der 3. März ein Tag an dem harae oder harai (祓 oder 祓い, die rituelle Reinigung im Shinto) durchgeführt wurden. Anschließend veranstaltete man Festmähler, um diesen Tag zu feiern. Im Japanischen nennt an den Tag Joshi no Sekku (上巳の節句, Schlangenfest), ist heute aber eher unter dem Namen Momo no Sekku (桃の節句, Pfirsichfest) bekannt, da zu dieser Zeit die Pfirsichblüten blühen. Darüber hinaus glaubte man im alten China, dass die Pfirsichblüten das Unglück vertreiben.

Um sich zu reinigen, war es im alten Japan üblich, eine Puppe herzustellen, die deine Unreinheiten aufnimmt. Man fertigte also die Puppe, rieb sie an der Haut, blies sie an und ließ sie den Fluss entlang fließen. Gleichzeitig war das Spielen mit Puppen (雛遊び, hina asobi) bei jungen Mädchen sehr beliebt, und so verschmolzen diese beiden Aspekte mit der Zeit.

Insbesondere Kinder wurden in früheren Zeiten leicht krank und sicher aufzuwachsen war ihnen meist auch nicht vergönnt. Die Puppen sollten sie vor möglichen Krankheiten und Unglücken bewahren.

Im Laufe der Zeit ließ man die Puppen jedoch immer weniger durch die Strömung des Flusses wegtragen und legte sie beim Zubettgehen lieber neben das Kopfkissen des Kindes. Auch in diesem Fall sollte die Puppe das Unglück aufnehmen und das Kind vor weiterem Unheil bewahren. So wurden sie zu einem fast schon heiligen Gegenstand, der jedes Jahr aufs Neue verwendet wird, bis die Kinder drei Jahre alt sind.

Die Puppen wurden nach und nach immer schöner und in der Edo-Periode (1603-1868) begannen die Menschen, sie wie die Mitglieder des kaiserlichen Hofes aus der Heian-Periode (794-1185) auszustellen und zu kleiden. Mit der Zeit wurde das Fest zu einem Tag, an dem man für die Gesundheit und das Glück der eigenen Tochter betet.

Die Puppen und ihre Symbolkraft

Die Puppen repräsentieren in ihrem heutigen Aussehen den kaiserlichen Hof während der Heian-Zeit. Auch heute noch soll die Kaiserinnenpuppe das Kind beschützen und ihren Platz einnehmen, wenn etwas Schlimmes passiert.

Die Hina-Puppensets enthielten ursprünglich nur einen Mann und eine Frau, einen Kaiser und seine Kaiserin. Im Laufe der Jahre wuchs die Anzahl der Puppen jedoch und umfasste schnell ein komplettes kaiserliches Gefolge mit all seinen Ausrüstungsgegenständen. Aus einer Puppe wurde also eine ganze Schar, um den kaiserlichen Hof abzubilden.

Ein Puppenset besteht damit oftmals aus mindestens 15 Puppen, die pyramidenartig ausgestellt werden.

Konkret sind das:

  • Der Kaiser (男雛,obina) und die Kaiserin (女雛,mebina); sitzen ganz oben, meist vor einem mit Blattgold verzierten Paravent; Im Tokioter Stil sitzt die Kaiserin rechts und der Kaiser links, im Kyoto-Stil sitzen sie andersherum.
  • drei Hofdamen (官女, kanjou), die Amazake (süßen Sake) in den Händen halten (zweite Ebene); die beiden Frauen außen stehen, die in er Mitte sitzt
  • fünf Hofmusiker (五人囃子, goninbayashi), die Instrumente spielen (dritte Ebene); von rechts nach links sind es: der Sänger, die Flöte, die kleine Handtrommel, die große Handtrommel und die kleine Trommel.
  • zwei weitere Anwesende (随身,suijin) (vierte Ebene); auf der rechten Seite steht der Minister der Linken, der den Vorsitz über die Intelligenz hat. Auf der linken Seite steht der Minister der Rechten, der körperlich kräftiger ist. Beide tragen Pfeile auf ihrem Rücken.
  • drei Helfer (仕丁,shicho) (unterste Ebene); Sie kümmern sich um eine Vielzahl von Dingen für den Prinzen und die Prinzessin. Von rechts nach links: einer mit einem Regenschirm, einer mit einem Ständer zum Schuhe ausziehen und einer mit einem daigasa (大笠, eine Art Regenschirm mit Hut). Sie haben jeweils wütende, fröhliche und traurige Gesichter.

Doch nicht immer sind all diese Puppen in Gebrauch. Manchmal sind es auch weniger. Prinzipiell unterscheidet man zwischen folgenden drei Ausstellungsmöglichkeiten:

  • Einfaches Display (shinno), mit der Kaiserpuppe und der Kaiserinnenpuppe
  • Dreistöckiges Display, mit einem Kaiser und einer Kaiserin, drei Hofdamen und fünf Hofmusikanten
  • Fünfstöckiges Display (wie oben beschrieben), mit vielen anderen Teilnehmern des Hofes und Helfen, sodass insgesamt 15 Puppen vorhanden sind. Dies ist das gängigste Set. Auf öffentlichen Plätzen kannst du aber auch Aufsteller mit viel mehr Etagen sehen!

Das kann schnell ins Geld gehen und bei mehreren Töchtern umso mehr. Hina-Puppen und ihr Mobiliar sind sehr kostspielig, denn die Herstellung einer einzigen Puppe kann bis zu sechs Monate dauern. Einige Sets gelten als Familienerbstücke, die mit großer Sorgfalt behandelt und über Generationen hinweg weitergegeben werden.

Da es sich hierbei um einige Puppen handelt, die schön aufgestellt und drapiert werden wollen, lässt man sie meist einen ganzen Monat stehen. Ab setsubun kann man sie aufstellen, ehe sie dann nach dem Puppenfest wieder abgebaut werden.

Wie man das hina matsuri feiert

Es gibt keine Regeln dafür, wie man diesen Feiertag feiert. Für gewöhnlich laden die Eltern der Mädchen ihre Familie und Freunde zu einem Essen ein, bei dem traditionelle Reisgerichte wie Chirashi-zushi, Sakura-mochi oder Hina-arare (weiße und rosa Mochi, die zu diesem Fest gehören) gegessen werden. Manchmal wird auch das Lied „Ureshii hina matsuri“ (嬉しい雛祭, „fröhliches Puppen- bzw. Mädchenfest“) gesungen.

Bei diesen Treffen trinkt man häufig amazake (甘酒, wörtl. „süßer Sake“ oder „süßer Wein“) oder shirozake (白酒, wörtl. „weißer Sake“ oder „weißer Wein“), die leicht milchig aussehen.

Amazake und shirozake haben beide eine milchige Konsistenz und sehen ähnlich aus, wehslab sie häufig verwechselt werden. Allerdings enthält shirozake Alkohol, während amazake kaum bis gar keinen Alkohol enthält. Die für Kinder angebotenen Produkte sind jedoch ohne Alkoholgehalt.

Shirozake ist eine Art japanischer Sake, der durch die Zugabe von gedämpftem Klebreis und Malzreis zu Shochu oder Mirin hergestellt wird. Dann reift er etwa einen Monat lang und wird anschießend eingemaischt. Er enthält etwa 9 % Alkohol und 45 % Zucker und wird nach dem Branntweinsteuergesetz als Likör eingestuft.

Amazake wird hauptsächlich aus Reiskoji und Reis oder Sakehefe hergestellt. Trotz des Namens Sake enthält er nur eine geringe Menge Alkohol und wird in den Handelsprodukten als Erfrischungsgetränk (weniger als 1 Volumenprozent Alkohol) eingestuft.

Warum trinkt man shirozake bzw. amazake am hina matsuri?

Die Gründe für den Genuss von shirozake und amazake am hina matsuri gehen meist auf alte Zeiten zurück.

Zum einen gibt es eine Legende, die von einer Frau handelt, die eine Riesenschlange in ihrem Bauch hatte (deshalb auch der Name „Schlangenfest). Sie trank am 3. März weißen Wein (shirozake), wodurch sie wohl eine Fehlgeburt erlitt und die Schlange in ihrem Schoß bekämpft werden konnte.

Die Schlange steht natürlich für das Böse und das Unglück. Durch den Genuss von shirozake soll also das Unglück vertrieben werden. Weitere Interpretation dieser Geschichte sparen wir uns an dieser Stelle und halten nur noch einmal fest, dass auf den Verzehr von Alkohol in der Schwangerschaft bitte verzichtet werden soll.

Eine weitere Theorie über den Genuss von shirozake besagt, dass diese Tradition auf den chinesischen Pfirsichweins Momokashu (桃香酒) zurückgeht. Pfirsiche sollen böse Geister abwehren, weshalb der Verzehr dieses Weins denselben Effekt haben soll. Darüber hinaus stehen Pfirsiche auch für Langlebigkeit.

Im Laufe der Zeit soll sich dieser nach Pfirsichen duftende Wein in weißen Wein verwandelt haben, weshalb man auch heute noch shirozake trinkt.

Besondere Gerichte und Snacks fürs hina matsuri

Selbstverständlich werden am hina matsuri auch einige besondere Speisen serviert. Ein paar von ihnen haben zudem eine verheißungsvolle Bedeutung.

hishi mochi
Hishi mochi (菱餅) ist eine rhombenförmige Süßigkeit und besteht aus drei Schichten in grün, weiß und rosa. Die Farbe Weiß steht für Schnee, das Grün für Pflanzen und Natur unter dem Schnee und das Rosa für die Energie des Lebens. Indem die Mädchen sie essen, nehmen sie symbolisch die Kräfte der Natur auf, um gesund aufzuwachsen.

hina arare
Hina arare (雛あられ) sind farbige kleine Reisbällchen. Die Reisbällchen sind weiß, grün, rosa und gelb gefärbt und stehen für die vier Jahreszeiten. Ähnlich wie hishi mochi gibt der Verzehr von hina arare den Mädchen die Energie der Natur.

Chirashi zushi
Chirashi zushi (ちらし寿司) ist in Essig eingelegter Reis, auf den verschiedene Zutaten gestreut werden. Dieses Gericht wird häufig bei Festen gegessen und besteht aus zahlreichen farbenfrohen Zutaten wie Garnelen, Bohnen und Lotuswurzeln, die als verheißungsvoll gelten.

Ich hoffe, ich konnte dir einen kleinen Einblick ins hina matsuri bzw. japanische Mädchenfest geben. Dieses Fest ist eines der ersten, mit denen ich mich während meines Studiums auseinandergesetzt habe und finde es bis heute faszinierend.

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