Tattoos in Japan – Japan und seine Tattookunst

Tattoos in Japan – Japan und seine Tattookunst

Tattoos in Japan sind eine Sache für sich. Tattoos haben in Japan eine lange Tradition, aber eben auch einen schlechten Ruf. Deshalb sind sie immer noch verpönt. Viel zu oft werden Tätowierungen und ihre Träger noch stigmatisiert und sind in vielen Einrichtungen wie etwa Onsen, Fitnessclubs oder Schwimmbäder nicht erwünscht.

Warum das so ist und welche Geschichte die Tattookunst in Japan eigentlich hat, möchte ich dir in diesem Artikel zeigen.

Geschichte der japanischen Tattoos

Tattoos haben in Japan eine lange Tradition, die bereits mehrere Tausend Jahre zurückreicht. In Japan sind Irezumi (入(れ)墨, wörtlich: „Tinte einbringen“) bzw. Horimono (彫(り)物, wörtlich eigentlich: „Bildhauerei, Schnitzerei“) , wie sie dort genannt werden nämlich regelrechte Kunstformen.

Die ersten Erwähnungen lassen sich bis ins 3. Jahrhundert zurückverfolgen. Doch einen richtigen Aufschwung bekamen Tätowierungen zu Beginn der Edo-Zeit (1603-1868). Damals waren sie vor allem bei Arbeitern und Prostituierten sehr beliebt. Generell haben die starken kulturellen und künstlerischen Veränderungen dieser Zeit zu neuen Kunstformen und zu einem gesteigerten gesellschaftlichen Interesse daran geführt (u.a. ukiyo-e (浮世絵, Holzschnitte)).

Die Tattookunst in Japan ist eng mit dieser Kunstform des Holzschnitts verbunden, woraus sich schließlich auch die Begriffe Irezumi und Horimono ableiten lassen.

Ab 1720 nutzte man Tattoos jedoch als Kennzeichnung für Kriminelle ein, was dazu führte, dass sich unbescholtene Bürger nicht mehr tätowieren ließen, um nicht als Krimineller abgestempelt zu werden und Nachteile dadurch zu erhalten. Das bedeutete, dass man sich nicht mehr in die Gesellschaft eingliedern konnte und zum Außenseiter wurde. Diese Abspaltung mündete schließlich in der Bildung einer eigenen Gruppierung: den Yakuza. Weitere 150 Jahre später wurden Tätowierungen schließlich völlig verboten. Dieses Verbot wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1947 aufgehoben.

Da dies noch gar nicht so lange her ist, findet sich in den Köpfen vieler Japaner immer noch ein anrüchiges Image der Tattoos wieder.

Irezumi

Als Irezumi (入(れ)墨) werden, wie oben bereits erwähnt, die traditionellen Tattoos in Japan genannt. Diese werden von Hand „gestochen“. Traditionell verwendet man dazu einen Stock (eigentlich einen Bambusstab), an dem Metallnadeln mit Fäden befestigt sind. Damit wird die Farbe nach und nach in die Haut eingestochen. Darüber hinaus wird eine spezielle Tinte, die Nara-Tinte (oder zumi), verwendet, die sich durch ihre besondere blau-grüne Farbe auszeichnet. Das liegt daran, dass sie aus der Indigopflanze gewonnen wird.

Allein anhand des Werkzeugs lässt sich bereits erahnen, dass es sich um einen schmerzhaften und zeitintensiven Prozess handelt, der tebori (手彫り; mit der Hand gravieren) genannt wird. Gleichzeitig ist es aber auch eine Kunstform, die nur von wenigen Spezialisten (Horishi) praktiziert wird.

Häufige Tattoomotive in Japan
Traditionelle japanische Tattoos bilden meist eine Vielzahl an unterschiedlichen Motiven ab. Einige werden jedoch etwas häufiger gestochen als andere. Besonders häufig sind jedoch mythologische Motive wie Drachen oder Dämonen. Aber auch Symbole wie Kirschblüten (Schönheit und Freude, Vergänglichkeit) und Kois (Erfolg, Stärke, Glück) erfreuen sich großer Beliebtheit.

Tattoos in Japan heute

Seit der Meiji-Restauration (1868) galten Tattoos in Japan als No-Go, was erst rund 100 Jahre später wieder aufgehoben wurde. Doch die negative Konnotation und die Ablehnung gegenüber Tattoos blieb bestehen – bis heute. Denn immer noch werden sie mit Verbrechen und allen voran mit der japanischen Mafia, den Yakuza, in Verbindung gebracht und die möchten die meisten Geschäfte nicht als Kundschaft haben.

Aus dem Grund wird Tattooträgern bis heute der Eintritt in zahlreichen onsen (温泉; traditionelle Thermalbäder), Fitnessstudios und Schwimmbädern verwehrt.

Sollte man also ein Tattoo besitzen, ist man gut beraten, dies abzudecken. Insbesondere bei Geschäftsterminen oder Vorstellungsgesprächen sollten keine Kunstwerke auf der Haut zu sehen sein. Und auch, wenn einem als Ausländer meist etwas mehr Verständnis entgegengebracht wird, so heißt das nicht, dass man Tattoos akzeptiert. Auch als Ausländer sollte man darauf achten, Tattoos ggf. nicht allzu stark zur Schau zu stellen und sich selbstverständlich an die jeweiligen Richtlinien der Hotels bzw. der Bäder zu halten. Insbesondere in traditionellen Unterkünften mit hauseigenem Bad kann es ratsam sein, das Tattoo von vornherein abzudecken.

Tattoos in Japan – Tattooverbot in Onsen

Tattoos in onsen

An den Eingängen eines onsen oder einzelner Bäder kannst du es bereits ausgeschrieben lesen: „No Tattoos!“

Häufig werden Hygienegründe vorgeschoben, aber eigentlich steckt immer noch die Assoziation der Körperkunst mit dem kriminellen Milieu dahinter. Und der Gedanke ist auch immer noch berechtigt, denn Korruption und organisiertes Verbrechen gibt es auch in Japan. Aus diesem Grund hat fast jedes öffentliche Bad den Zutritt mit Tätowierungen untersagt und behält sich das Recht vor, zügig gegen Bandenmitglieder vorzugehen. Und weil es nun mal eine Regeln ist, gilt das Tattooverbot in Bädern eben nicht nur für Japaner, sondern auch für Touristen.

Heisst das jetzt, dass du auf einen onsen-Besuch verzichten musst, sofern du tätowiert bist? Nicht unbedingt. Ich würde dir raten, dein Tattoo von vornherein zu verstecken, bzw. nicht öffentlich zur Schau zu stellen. (Das gilt nicht für den Alltag, aber für den Badeort. Wenn es nicht allzu groß ist, lässt es sich leicht mit Pflastern oder Klebekompressen (湿布, shippu) (bekommst du in der Drogerie) oder einem onsen-Handtuch (meist nicht sehr groß) verdecken. Ist das Tattoo größer oder du möchtest es nicht verdecken, dann lohnt es sich Familienbäder in japanischen onsen-Hotels zu buchen oder sich sogar ein Zimmer mit privatem onsen rauszusuchen.

Ein Tipp könnte außerdem sein, sich im Internet mal nach „tattoo friendly“ onsen bzw. Bäder zu erkundigen. Ein guter Anlaufpunkt ist da auch die gleichnamige Seite Tattoo friendly. Hier findest du nicht nur Infos zu onsen, die einen Einlass mit Tätowierung erlauben, sondenr klärt auch über die Regeln verschiedener onsen auf.

Tattoos in Japan – Tattooverbot in Onsen

Ich hoffe, ich konnte dir einen kleinen Einblick in die Geschichte der Tattoos in Japan geben und welche Bedeutung sie heute haben oder besser, worauf du dich als Tätowierter bei deiner nächsten Japanreise einstellen musst, sofern du planst, ein onsen zu besuchen.

1 Kommentar zu „Tattoos in Japan – Japan und seine Tattookunst“

  1. Ich möchte mir in ein paar Wochen ein Tattoo stechen lassen. Gut zu wissen, dass vor allem traditionelle japanische Tattoos sehr angesagt sind. Vielleicht finde ich ein Tattoostudio, welches mich für diese Kunst beraten kann.

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