Der Ise Schrein – Alles, was du über Japans heiligsten Shintō-Schrein wissen musst
Der Ise Schrein (Ise-jingū, 伊勢神宮 oder Ise-daijingū, 伊勢大神宮) gilt als die wichtigste shintōistische Kultstätte in Japan und zieht jährlich Millionen von Besucher*innen und Pilgern an.
Na, wenn das mal kein Grund ist, sich diesen Schrein anzuschauen. Bereits im Japanologie-Studium schwärmte meine Professorin von dem Schrein, was nicht zuletzt daran lag, dass sie sich sehr für die japanischen Kultur- und Religionsstätten begeistern konnte. Ob meine Faszination dafür daher kommt? Vermutlich lag es einfach an dem Kulturschwerpunkt, den meine Uni im Bereich Japan setzte.
Grund genug also, um sich den Ise Schrein endlich einmal genauer anzuschauen. Im folgenden Artikel erfährst du mehr zum Ise Schrein in Japan.
Shintō-Schreine in Japan
Shintō-Schreine in Japan gehören für mich einfach zu den schönsten Sehenswürdigkeiten des Landes. Sie sind jedoch nicht einfach nur schön anzusehen, sondern haben auch viel, was es zu entdecken lohnt. Einiges ist jedoch erklärungsbedürftig und ich liebe es, darin einzutauchen. Sollte dich ebenfalls interessieren, dann lies doch mal in diesen Artikel rein:
Shintō-Schreine in Japan – So faszinierend sind japanische Schreine
Über den Ise Schrein
Der Ise Schrein (Ise-jingū, 伊勢神宮 oder Ise-daijingū, 伊勢大神宮) gilt im Shintō als das höchste Heiligtum Japans und ist heute fast 2.000 Jahre alt. In seinem Inneren wird die Sonnengöttin Amaterasu (天照, oder Amaterasu Ōmikami,天照大御神), Japans oberste Gottheit, verehrt, auf deren Abstammung sich auch das japanische Kaiserhaus beruft.
Amaterasu wird hier durch eines der drei heiligen Throninsignien symbolisiert – den Spiegel yata no kagami (八咫の鏡) – der sich im Inneren Schrein befinden soll.
Er befindet sich in der heutigen Stadt Ise (früher Uji-Yamada) und verfügt über eine weitläufige Gebäudeanlage, die sich mit ihren beiden Hauptschreinen in den Inneren Schrein (内宮, naikū) und den Äußeren Schrein (外宮, gekū)), der sich rund sechs Kilometer entfernt befindet, teilen lässt. Dazu gehören rund 125 Nebenschreine (91 zu naikū, 32 zu gekū gehörig), sowie drei angeschlossene Museen, eine Bibliothek und weiteren Anlagen zur Herstellung von Produkten, die bei den Zeremonien benötigt werden.
Diese Herstellungsstätten liegen jedoch nicht immer alle in Ise.
Der Schrein ist für seinen einfachen und archaischen Baustil bekannt, der Shinmei-zukuri (神明造) genannt wird. Insbesondere eine spezielle Stilvariante (唯一神明造, yuitsu shinmei-zukuri) wird hier verwendet, die für diesen Schrein einzigartig ist. (Mehr dazu weiter unten)
Der Besuch am Ise Schrein
Heute pilgern rund sechs Millionen Menschen (お伊勢参り, oise-mairi) zum Schrein. Dabei wird zunächst gekū und dann naikū besucht. (Bei wenig Zeit, dann eben nur naikū.)
Die Hauptschreine sind für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Auch das Fotografieren ist nicht erlaubt. Du kannst sie lediglich aus einiger Entfernung und von Zäunen aus betrachten.
Was du aber besuchen kannst, sind die Nebenschreine, die sich jedoch nicht immer auf dem Gelände des gekū und naikū befinden.
Die schönsten Tempel und Schreine in Japan
Es gibt eine Vielzahl Tempel und Schreine in Japan – Angeblich sind es rund 75.000 Tempel und über 100.000 Schreine, die du bewundern kannst. Ein paar der schönsten Tempel und Schreine des Landes findest du hier:
Die schönsten Tempel und Schreine in Japan – Wenn kunstvolle Architektur und Religion in Japan aufeinandertreffen
Die Schrein-Anlage
Die Schrein-Anlage erstreckt sich über insgesamt 5500 Hektar, die vor allen Dingen aus Wald bestehen, und besteht aus ebenso weitläufigen Gebäudeanlagen, die man in zwei Hälften teilt: der Innere Schrein (内宮, naikū) und der Äußere Schrein (外宮, gekū)), der sich rund sechs Kilometer entfernt befindet.
Beide Teile verfügen über eine Vielzahl von Gebäuden, die in beiden Schreinarealen auftauchen und sich damit doppeln. So findest du beispielsweise in beiden Teilen eine Halle zur rituellen Reinigung (saikan) oder spezielle Gebäude für Besucher des japanischen Kaiserhauses (anzaisho).
Darüber hinaus verfügen beide Teile über einen „Hauptschrein“. Der Schrein im geku ist Toyouke Ōmikami (豊受大御神) gewidmet, der Göttin der Agrarkultur bzw. Landwirtschaft, der Reisernte und der Industrie. Der „wichtigere“ Schrein befindet sich jedoch im naiku, in dem sich der heilige Spiegel (八咫の鏡, yata no kagami), eines der drei Throninsignien, befinden soll, durch den die Sonnengöttin Amaterasu symbolisiert wird.
Achtung: Es ist verboten, Fotos von den Hauptschreinen zu machen. Bitte respektiere das. Das gilt natürlich an jeder religiösen Stätte, aber hier ganz, ganz besonders.
Die Gebäude der Hauptschreine sind durch Zäune abgesperrt und können nicht betreten werden. Du kannst sie aber aus einigen Metern Entfernung betrachten und ihnen deinen Respekt zollen. Für mich ehrlich gesagt ein ganz besonderer Moment und ein wunderschöner Ort. Das liegt meiner Meinung nach auch daran, dass viele der Schreine und heiligen Gebäude aus japanischen Zypressen gebaut wurden und von alten Wäldern bzw. viel Natur umgeben sind.
Neben den Schrein-Anlagen ist die 100 Meter lange Uji-Brücke ein weiteres Highlight. Sie führt über den Fluss Isuzu („fünfzig Glocken“) und bildet den Eingang zum naiku. Damit wird sie als Trennung zwischen der menschlichen und der göttlichen Welt angesehen. Da sie aus Holz besteht, wird sie ebenfalls alle 20 Jahre ab- und wieder neu aufgebaut.
Die Besonderheit des Ise Schreins
Eine der interessantesten und einzigartigsten Fakten über den Ise Schrein ist die Tatsache, dass der Innere und Äußere Schrein, sowie die Uji-Brücke über den Fluss Isuzu alle 20 Jahre neu gebaut werden – ganz im Sinne des Shinto-Glaubens an Wiedergeburt und Erneuerung.
Darüber hinaus repräsentiert es die Vergänglichkeit der Dinge und soll gleichzeitig aber auch sicherstellen, dass die Bautechniken und das Wissen der vorherigen Generation an die nächste weitergegeben werden.
Wie oben bereits erwähnt, sind die Schreine alle in der speziellen Bauvariante des yuiitsu shinmei-zukuri (唯一神明造) gebaut. Dieser Baustil ist vor allen für seine Einfachheit und Altertümlichkeit bekannt und darf bei keinem anderen Schrein verwendet werden.
Bei den Gebäuden werden Holzdübel und ineinandergreifende Verbindungen anstelle von Nägeln verwendet. Das Holz der zuvor abmontierten Schreingebäude wird recycelt – entweder für ein neues Torii am Schreineingang oder für Schreine im ganzen Land. Die aktuellen Gebäude des Ise Schreins wurden 2013 neu errichtet und werden 2033 wieder abgebaut.
Lesetipp: Natürlich folgt dem Ganzen eine Zeremonie, bei der die Sonnengöttin Amaterasu in ein neues Schreingebäude „umzieht“. Diese Zeremonie wird shikinen sengu (式年遷宮, Ritual zur Übertragung der Gottheit) genannt. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, dann schau doch gerne mal in den Artikel auf japanliebe.de vorbei.
Anfahrt – So kommst du zum Ise Schrein
Der Ise Schrein befindet sich in der Stadt Ise, in der Präfektur Mie. Sie lässt sich am besten von Nagoya aus erreichen. Von hier aus hast du die Möglichkeit, den JR-Zug oder einen Zug der Kintetsu-Linie zu nehmen. Solltest du mit einem Zug der JR-Linie fahren, dann steige am Bahnhof „Ujiyamada“ aus. Sofern du dich für die Züge der Kintetsu-Linie entscheidest, musst du an der Haltestelle „Ise-shi“ aussteigen. Sofern du mit dem Auto reist, kannst du den kostenlosen Tempelparkplatz nutzen.
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Ich hoffe, ich konnte dir den Ise Schrein ein wenig näherbringen und dich vielleicht sogar für einen Besuch begeistern. Es ist wirklich eine unheimlich tolle Erfahrung und ich hoffe, ich kann ihn irgendwann noch einmal besuchen. Vielleicht spätestens in zehn Jahren zur nächsten Zeremonie.
Warst du schon mal am Ise Schrein? Dann erzähl mir doch gerne in den Kommentaren davon.
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